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19.04.2018: Ein Hoch auf die Produkthoheit!

Dieser Blog behandelt den Verantwortungsbereich der Produkthoheit beim Produktmanagement.

Klären wir zunächst einmal, was die Produkthoheit ist. Wie schon der Name erahnen lässt, ist die Produkthoheit die Verantwortung über die wichtigsten Belange eines Produkts / einer Dienstleistung wie Funktionalität, Strategie, Roadmap, Preisbildung, siehe Bild 1.

Bild 1: Produkthoheit

Für ein besseres Verständnis des Themas hole ich etwas aus und gehe so 20 Jahre zurück, in die Zeit vor der Produkthoheit. In vielen Betrieben war damals die Hauptaufgabe des Produktmanagements, ein Produkt zu planen und den Vertrieb in der Verkaufsphase zu unterstützen.

Es kam immer wieder vor, dass das fertig entwickelte Produkt mit dem ursprünglich geplanten Produkt wenig gemeinsam hatte. Zu groß war die Macht von Managern aus Entwicklung, Vertrieb, Projektmanagement und der Bereichsführung, das Produkt nach eigenen Vorstellungen (und Interessen) an allen möglichen Stellen anzupassen und zurechtzubiegen. Genauso groß die Kreativität des Entwicklungsteams, die vorgegebenen Anforderungen auf eine nicht angedachte Art und Weise umzusetzen. Das Vertrauen in das Produktmanagement war eingeschränkt, entsprechend der Handlungsspielraum.

Dieser Zustand hat sich grundlegend geändert. Das Produktmanagement hat an Erfahrung gewonnen und dazugelernt. Es kennt den Markt mit den Kundenbedürfnissen, den Kundensegmenten und den Wettbewerb. Es versteht die Technologien, hat ein Gespür für Trends und sucht stets nach Innovationen. Es ist unvoreingenommen gegenüber Bonuszahlungen für gewonnene Aufträge und bevorzugten Entwicklungswerkzeugen. Es ist in der Lage, eine Brücke zwischen den Interessen der Kunden und den Interessen des eigenen Unternehmens zu bauen. Was spricht also dagegen, den Verantwortungsbereich des  Produktmanagements zu erweitern bis hin zur vollen Verantwortung für alle wesentlichen Produktbelange? Willkommen bei der Produkthoheit.

Ein weiterer Wegbereiter für die Übertragung der Produkthoheit an das Produktmanagement war der Durchbruch der agilen Entwicklungsmethodik. Sie sieht eine regelmäßige Auseinandersetzung der Entwicklungs- und Kundenseite mit dem entstehenden Produkt als eigenen Prozessschritt vor. In den Produktreviewsitzungen wird von der Entwicklung der Fortschritt der Produktentwicklung dem Produktmanagement vorgeführt. Dies erzeugt Transparenz und die Möglichkeit, kurzfristig zu korrigieren und entgegenzusteuern. Die Rolle des Produktmanagements wurde aufgewertet um Anleitung, Koordination, Feedback geben, Motivation und Inspiration.

Um es dem Produktmanagement nicht ganz so einfach zu machen, gibt es bei der Produkthoheit zwei Besonderheiten:

  • Das Produktmanagement hat die fachliche Verantwortung, nicht die disziplinarische. Somit viel Verantwortung und wenig Macht. Es kann nicht anordnen, sondern muss überzeugen und die Beteiligten ins Boot holen.
  • Unternehmenswichtige Entscheidungen wie die Produktstrategie oder die Preisbildung bereitet das Produktmanagement vor. Verabschiedet werden diese Entscheidungen in einem Board-Meeting auf Management-Ebene. Es gilt Gleiches wie zuvor, das Produktmanagement muss durch Wissen und Argumentation überzeugen. Weitere Tugenden wie Networking, Kommunikation und Präsentation möchte ich an dieser Stelle nur als Schlagworte erwähnen.

Was sind die Vorteile der Produkthoheit beim Produktmanagement? Sie sind vielfältig:

  • Es werden schneller Entscheidungen getroffen. Die Anzahl von Klärungs-, Abstimmungs- und Entscheidungsbesprechungen wird deutlich reduziert.
  • Ein Produkt wird markant und wiedererkennbar. Wer kennt nicht die Einwände „Ist das wirklich sinnvoll?“, „Sollten wir nicht besser …“, „Früher haben wir doch immer …“. Es mussten häufig Kompromisse getroffen und Ecken und Kanten abgerundet werden. Mit der Produkthoheit kann ein Produkt viel leichter eine unverwechselbare Handschrift erhalten, ein großer Vorteil bei der Image- und Markenbildung.
  • Kompetenzen sind klar zugewiesen. Interne Diskussionsrunden sind zielgerichtet. Eine erhebliche Hürde ist aufgebaut, wenn eigene Interessen durchgesetzt werden sollen.
  • Die Beteiligten beschäftigen sich mit Kundenlösungen, nicht mit internem Machtgerangel und persönlichen Agenden.

In Summe bedeutet dies eine bessere Wettbewerbsfähigkeit. Eine Grundvoraussetzung, um nachhaltig erfolgreich zu sein.

Ich hoffe, es ist mir gelungen, Sie von der Produkthoheit zu überzeugen. Bevor Sie diese einführen, gibt es einige Voraussetzungen, die zu beachten sind:

  • Produkthoheit funktioniert nur mit Erfahrung im Betrieb, in der Branche und im Fach. Je länger Ihre Produktmanager in Ihrem Unternehmen beschäftigt sind, desto besser.
  • Produkthoheit funktioniert nur mit Persönlichkeit. Notwendige Eigenschaften wie Überzeugen, Motivieren, Networking etc. habe ich erwähnt.
  • Produkthoheit funktioniert nur, wenn die Geschäftsleitung voll dahinter steht (Management Commitment) und im Rahmen des Change Managements das gesamte Unternehmen darauf vorbereitet. Mehr Verantwortung für das Produktmanagement bedeutet weniger Verantwortung für andere. Damit verbunden auch weniger Macht und Einfluss, ein potenzieller Unruheherd.

Hier meine Empfehlungen:

Geben Sie Ihrem Produktmanagement die Produkthoheit. Gehen Sie schrittweise vor. Wählen Sie Ihre Produktmanager und –managerinnen mit großer Sorgfalt und Weitblick aus. Sorgen Sie für eine ausgezeichnete Qualifizierung.

Bei der Qualifizierung ist RealSkills Ihr Partner. RealSkills ist spezialisiert auf Inhouse-Schulungen und Beratung für das Produktmanagement, von der Grundlagenschulung bis zu Spezialworkshops. Ich freue mich auf Ihren Anruf - +49 (0)89 14883467 oder +49 (0)151 62910027.

Selbstverständlich freue ich mich auch über Ihr Feedback - ressenig@realskills.de.

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